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Zeitgenossen in Sondershausen

MAX BRUCH UND MAX REGER

(zum Max Reger Festjahr in Thüringen 2016)

Mit Max Bruch und Max Reger weilten im späteren 19. Jahrhundert zwei berühmte Musikerpersönlichkeiten in Sondershausen. Während Max Bruch in seiner Zeit als Hofkapellmeister 1867 bis 1871 schon zu einer gewissen Bekanntheit gelangt war, steckte Max Reger bei seinem Aufenthalt in der Residenzstadt im Jahr 1890 beinahe noch in den Kinderschuhen. Gerade hatte der 17-Jährige seine Ausbildung begonnen und kam nach Sondershausen, um bei dem renommierten Musiktheoretiker Hugo Riemann zu studieren. Im Unterschied zu Bruch verbrachte Reger nur wenige Monate in Sondershausen, denn er zog mit seinem Lehrer weiter nach Wiesbaden.
Zwischen den beiden Komponisten liegen keine unüberbrückbaren Welten. Max Bruch war als konservativer Komponist bis zum Ende seines Lebens fest im 19. Jahrhundert verankert und entwickelte sich seit den 1860er Jahren kaum weiter; Max Reger (1873–1916), fast zeitgleich geboren wie Arnold Schönberg (1874-1951) oder Maurice
Ravel (1875-1937), war dem Geist des 20. Jahrhunderts insgesamt näher, in manchen seiner Werke erweiterte er die Tonalität erheblich, er schockierte und polarisierte seine Zuhörer. Den Boden der Tonalität hat er jedoch auch er nie verlassen, und er fühlte sich Komponisten wie Mozart, Beethoven, Brahms und vor allem Bach eng verbunden.
Dennoch Bruch fand für die Musik Regers kaum Verständnis und scheute nicht vor teils heftigen verbalen Attacken zurück. Max Reger verstarb am 10. Mai 1916 im Alter von nur 43 Jahren. Max Bruch hingegen wurde 92 Jahre alt, er starb gut vier Jahre nach Reger am 2. Oktober 1920.
 

MAX BRUCH UND PHILIPP SPITTA

Philipp Spitta lebte in den Jahren 1866 bis 1874 in Sondershausen und war dort als Lehrer am Gymnasium angestellt. Er war ein bedeutender Musikwissenschaftler, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ganz entscheidend dazu beigetragen hat, die noch junge Musikwissenschaft als akademische Disziplin an der Universität zu etablieren. Eine seiner wichtigsten und einflussreichsten Schriften ist die zweibändige Biografie über Johann Sebastian Bach, deren ersten Band er in Sonderhausen schrieb und 1873 vollendete. In der Sondershäuser Zeit freundete er sich mit Max Bruch an.
Bruch und Spitta empfanden die Freundschaft während ihres Sondershäuser Aufenthaltes als große Bereicherung, und sie blieb auch später bis zum Tode Spittas bestehen. Bruch und Spitta verband u. a. die kritische Haltung gegenüber der Musik Richard Wagners, Franz Liszts und Hector Berlioz’ und eine Begeisterung für die Werke von Johannes Brahms.
 
 
FRANZ LISZT

Die thüringische Residenzstadt Sondershausen war seit den 1850er Jahren zu einem wichtigen Zentrum zeitgenössischer Musik, insbesondere derjenigen Franz Liszts geworden. Wohl aufgrund vieler persönlicher Begegnungen hatte die Hofkapelle unter dem musikalischen Leiter Eduard Stein und später unter Max Erdmannsdörfer ein besonderes Verhältnis zu dem Komponisten, der seit 1856 regelmäßig von Weimar – wo er seit 1848 als Hofkapellmeister beschäftigt war – nach Sondershausen gereist kam. Vor allem aber schätzte die Kapelle seine Musik, die andernorts vielfach auf Widerspruch stieß, und führte sie – oft auch in Anwesenheit des Komponisten selbst – immer wieder auf. Zwischen 1856 und 1886 sind mindestens zehn Besuche belegt. Dass sich Anfang Juni 1886 anlässlich der 23. Tonkünstlerversammlung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins namhafte Größen des damaligen Musiklebens in Sondershausen trafen, hatte daher deutlich Symbolcharakter. Die Versammlung des 1861 von Liszt gegründeten Musikvereins stand unter einem ganz besonderen Vorzeichen, denn sie sollte zugleich eine Vorfeier sein zum 75. Geburtstag von Liszt am 22. Oktober, der selbstverständlich auch vor Ort war. Es wurde die letzte große Ehrung für den Komponisten. Er verstarb noch vor seinem Geburtstag am 31. Juli in Bayreuth.

Liszts Hochachtung vor den Leistungen der Hofkapelle spiegelt sich nicht zuletzt in dem vielzitierten Lob in einem Brief an den Freiherrn von Thüna vom 30. Oktober 1871: „Die Kapelle, die er (Max Erdmannsdörfer) dirigiert, zählt zu den renommiertesten Deutschlands, und das mit Recht, denn die Orchesterwerke sind nirgends mit so viel Klugheit, Genauigkeit und Kraft ausgeführt worden. Das ist ein großes Wunder, eingesperrt in einer kleinen Stadt.“

(Juliane Hirschmann)